Von der Armut zur Selbstständigkeit
In dem kleinen Laden an der Strassenecke eines Viertels der Hafenstadt Durres herrscht reges Treiben. Kunden stöbern in den Regalen, die mit neuer Kleidung gefüllt sind. Die Nachfrage ist gross, und die Besitzerin Drilona ist stolz darauf, dass sie es geschafft hat, denn sie hat einen harten Weg hinter sich.
Albanien, bekannt für seine beeindruckenden Landschaften und türkisblauen Buchten, kämpft gleichzeitig mit erheblicher Armut. Als eines der ärmsten Länder Europas leidet es unter den Nachwirkungen eines totalitären kommunistischen Regimes, das fast fünf Jahrzehnte andauerte. Die Arbeitslosenquote liegt bei über 11 Prozent, die Unterbeschäftigungsquote ist deutlich höher. Wer Arbeit hat, verdient oft nur 5 Schweizer Franken pro Stunde und lebt am absoluten Existenzminimum. Zuschüsse sind für viele Familien unerlässlich, um über die Runden zu kommen.
Zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Drilona und ihre Familie leben hart am Existenzminimum. Die 39-jährige dreifache Mutter lebt mit ihrem Mann Edison und ihren Kindern in einem Vorort von Durres. Die wirtschaftliche Lage in Albanien erschwert es Edison, eine feste Arbeitsstelle zu finden. Er nimmt jede Gelegenheit wahr, sei es als Maler oder in der Dekoration. Die finanzielle Not zwingt ihn dazu, oft für wenig Geld im Ausland zu arbeiten. Diese Situation überfordert ihn zunehmend. Diese ständige Unsicherheit sowie die Verpflichtungen, die Verantwortung und die Versorgung für die Familie lasten schwer auf seinen Schultern.
Drilona realisiert, wie schwierig die Situation ist. Als Mutter und Ehefrau möchte sie ihren Mann unterstützen und übernimmt gelegentlich Näharbeiten. Ein Tagesjob ist für sie jedoch nicht möglich, da sie sich um die Kinder kümmern muss und oft ohne ihren Ehemann überfordert ist.
Die Beziehung zwischen Edison und Drilona leidet sehr unter diesen Umständen. Ein Miteinander und Kommunikation sind kaum möglich, da beide nur auf das Überleben fokussiert sind und der Mann wegen der Arbeit zeitweise abwesend ist. Sie arbeiten, um knapp überleben zu können. Für Schulssachen reicht das Geld nicht, wofür sich die Eltern schämen. Die existenzielle Not führt zu emotionaler Belastung und sozialer Isolation.
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Magazin 10/24