Seit Russland am 24. Februar 2022 in die Ukraine einmarschierte, ist dort nichts mehr so, wie zuvor. Unser Büro und Gemeindezentrum in Sarny in der Westukraine gleicht nun einem Logistikzentrum, das humanitäre Hilfe organisiert.
Die Pro-Adelphos-Partnerkirchen in der Region liefern die von ihnen gesammelten Spenden nach Sarny – Lebensmittel, Kleidung und etliches mehr. Im Pro-Adelphos-Büro wird alles sortiert und die Pakete mit den Inhalten auf Kyrillisch beschriftet.
Dann erfolgt der Transport in die ukrainischen Bezirke Kiew, Tschernihiw, Mykolaiw, Sumy, Charkiw und andere Krieg besonders leiden. Diese Transporte sind lebensgefährlich. Ausserdem sind die meisten Strassen gesperrt und es gibt nur wenige, umkämpfte Korridore, die befahren werden können.
Trotz Ermordung bleiben wir dran!
Mitte März wurden zwei unserer lokalen Mitarbeiter beim Verteilen dringend benötigter Lebensmittel in der Nähe von Kiew überfallen. Mihael* und Maksym* wurden getötet – unsere Trauer ist unendlich gross. Dabei hinterlässt Mihael seine Ehefrau und sieben Kinder im Alter von eins bis sechzehn. Seine Familie war vor einigen Jahren noch Teil des Familienpatenschaftprogramms und wurde dank der Hilfe von Spendern selbständig. So setzte er sich selbst zum Wohl anderer ein. Maksym* hinterlässt ebenfalls seine Ehefrau und sechs Kinder vom Kleinkind bis hin zum Teenager.
Dennoch ist für uns und unsere Mitarbeitenden klar: Wir bleiben. Gerade jetzt! Pro Adelphos leistet in der Ukraine weiterhin Nothilfe und hilft den Flüchtenden in Moldawien und Rumänien.
Hilfe direkt aus der Schweiz
Ende März ist der neueste Hilfstransport aus der Schweiz abgefahren. Auf dem Bild links sehen Sie unsere beiden Mitarbeitenden Carla Rodrigues und Florian Cadisch aus dem Pro-Adelphos-Büro in Winterthur mit dem rumänischen Fahrer Andrei vor dem bereits beladenen Lastwagen.
Ganzheitliche Hilfe
Die Menschen werden durch unsere Mitarbeitenden im Kriegsland Ukraine und den Zufluchtsländern Moldawien und Rumänien mit dem Notwendigsten versorgt, wie etwa warmen Kleidern, Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Medikamenten, Hilfe für Mütter, Babys und Senioren sowie Schlafsäcke, Matratzen und Bettwäsche.
Spenden fliessen in die Transportkosten, die Hilfe im Land sowie in den Kauf von Waren vor Ort.
Ihre Spenden und Gebete helfen, denn in diesem Moment ist ganzheitliche Hilfe besonders wichtig.
Pavlo, unser ukrainischer Familienkoordinator schreibt: «In diesen Kriegszeiten kämpfen viele Menschen mit Angst und Unruhe, und ich kann sehen, dass meine Besuche von den Familien in dieser Zeit besonders geschätzt werden. Gespräche und Gebete sind eine grosse Erleichterung für die Menschen.»
Bitte beten auch Sie für unsere Mitarbeitenden vor Ort!
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Kirche als Zufluchtsort
Volodymyr, der Leiter unseres Büros in Sarny, schreibt uns, dass die Hilfe der Menschen immens gross ist. «Die Freiwilligenbewegung ist einfach unglaublich. Jeden Tag kommen Menschen aus der Stadt und seinen Vororten hierher. Alle wollen helfen und etwas tun.»
Überall in der Ukraine – von Orten, an denen heftige Kämpfe herrschen bis hin zur Westgrenze der Ukraine – haben die örtlichen Kirchen Hilfe für die Flüchtenden auf ihrer Reise organisiert. Viele Kirchen haben in ihren Kellern provisorische Unterkünfte für sie eingerichtet und stellen Mahlzeiten und Sachspenden zur Verfügung. In den Kirchen und Gemeindezentren können die Menschen wieder zur Ruhe kommen, bevor sie zumeist mehrere Tage später weiterreisen, zu Verwandten im Westen der Ukraine oder über Moldawien, Rumänien und Polen nach Mitteleuropa.
Kirche als Luftschutzbunker
Mykola, der Landesleiter von Pro Adelphos Ukraine, berichtet: «In einer Kirche in Rivne waren bis vor kurzem 100 Menschen untergebracht. 50 von ihnen sind Transitflüchtlinge, die anderen kommen aus den umliegenden Wohngebieten und nutzen den Keller der Kirche als Luftschutzbunker.»
In diesen schrecklichen Tagen brauchen die Menschen jedoch weitaus mehr als Essen und ein Dach über dem Kopf. Besonders wichtig ist in diesem Moment die geistliche Hilfe. Unsere Pastoren beten gemeinsam mit den Geflohenen, lesen mit ihnen in der Bibel und geben christliche Schriften an sie weiter.
«Während unserer Andachten beten wir viel für die Flüchtenden und dafür, dass sie sicher evakuiert werden können.», so Volodymyr, unser Büroleiter in Sarny.
Hilfe in Moldawien
Die Hilfsbereitschaft ist nicht nur in der Ukraine selbst gross. Viele flüchten nach Polen, Moldawien und Rumänien. In beiden letzteren Ländern haben wir in den vergangenen Jahrzehnten ein starkes Netzwerk mit ausschliesslich lokalen Mitarbeitenden in Gemeinden und Kirchen aufgebaut.
Nach Moldawien, neben der Ukraine das ärmste Land Europas, flüchteten bereits 450'000 Hilfesuchende. Trotzdem helfen die Einwohner mit allem, was sie haben. Es sind ermutigende Worte, die uns Angela, unsere Kommunikationsmanagerin in Moldawien, sendet. So schreibt sie z.B. über Ella (58), die mit ihrer Tochter zu ihr nach Palanca, dem östlichsten Dorf Moldawiens nahe der Grenze zur Ukraine, geflohen ist: «Ich bin erstaunt, wie wir hier behandelt werden. Wie Familienmitglieder! Ich bin so froh, dass Dasa, meine 15-jährige Tochter, und ich einen so sicheren Ort, warme Mahlzeiten und geistliche Fürsorge erhalten.»
Die 47-jährige Marina sagte zu Angela: «Ich habe beschlossen, meinen 14-jährigen Sohn mitzunehmen bis der Krieg aufhört. Ich bin ihnen so dankbar, dass wir im Pro-Adelphos-Gemeindezetrum aufgenommen wurden.»
Hilfe in Rumänien
Viele fliehen vor den Schrecken des Krieges nach Rumänien weiter. Dort erstmal registriert ist den Flüchtenden die Weiterreise in den gesamten Schengen-Raum, mit dem auch die Schweiz assoziiert ist, möglich.
Florin unser Koordinator in der Region Zentral-Süd in Rumänien zitiert mit Hebräer 13,2 die passenden Worte für unsere Motivation: «Vergesst nicht, Fremde zu beherbergen; denn so haben einige Menschen Engel beherbergt, ohne es zu wissen.»
Florin wurde von der Leitung der Baptistenkirche des Landes beauftragt, sich um die ukrainischen Flüchtenden von Pro Adelphos zu kümmern. «Meine Frau und ich waren beide so dankbar für dieses Privileg. Jeder einzelne Mensch, der in dieser Zeit Flüchtlinge aufnimmt, ist ein Mitarbeiter Gottes. Es gibt keine grössere Freude, Gottes Liebe auf praktische Art und Weise zu zeigen.»
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